Es ist der Weg zu deinem Herzen, der dich strahlen lässt und positive Energien in dir frei werden lassen.

 

Sich selbst zu finden, mit sich selber im Reinen zu sein und sich selbst zu lieben, spielt dabei eine große Rolle. Wertschätzung, Dankbarkeit und Selbstliebe ist der Schlüssel, mit der du dann auch bereit dazu bist Liebe zu geben.

Bist du mit dir im Reinen, kannst du Liebe empfangen und geben

Durch die Erfahrungen, die jeder von uns in seinem Leben erfährt, hat jeder seine individuelle Geschichte. Geschichten, welche unsere Persönlichkeit ausmachen, die unsere Charaktereigenschaften formen und uns aufzeigen warum wir so sind wie wir sind. Unsere Seele birgt durch Erfahrungen in früheren Leben unendlich viel Weisheit und Liebe, die wir nach und nach durch bewusstes Leben, Achtsamkeit und Respekt gegenüber uns aufdecken und vor allem verarbeiten dürfen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Lebenssituation unglaublich viel dazu beizutragen hat, warum ich so bin wie ich bin. Mein Leben war von Anfang an kein ‚normales‘ Leben wie es die meisten von euch erleben. Für mich allerdings war es normal und ich habe erst in jungen Jahren gemerkt, weshalb ich eigentlich so ‚anders‘ empfinde. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der ich lernen musste früh mit Verantwortung umzugehen, selbstständig zu sein und mich in der großen weiten Welt durchzusetzen.

Meine Mama ist seit ihrer Geburt an behindert. Sie leidet an Conterganschäden und ist gehörlos. Sie ist mein Vorbild, sie ist so stark und gibt immer ihr bestes, sie unterstützt mich wo sie nur kann und schenkt mir durch ihr großes Herz ihre unendliche Liebe. Mein Vater ist Schwerhörig und ist der starke Part in der Familie. Er steht seit über 30 Jahren in guten sowie in schlechten Zeiten an der Seite meiner Mama.

Um mich mit meinen Eltern verständigen zu können, bin ich mit der Gebärdensprache aufgewachsen. Das Sprechen habe ich im Kindesalter mit Hilfe einer Pädagogin gelernt und habe ab diesem Zeitpunkt auch erstmals wahrgenommen was in meiner Situation überhaupt so anders ist.

Für mich war es normal, dass es Zuhause leise ist, nicht laut gesprochen wird, sondern wir uns geräuschlos in Gebärdensprache unterhalten. Ich war immer fasziniert wenn ich bei meinen besten Freunden Zuhause übernachtet habe und wir am Esstisch mit den Familien ein lebendiges und leidenschaftlich lautes Gespräch hielten. Die Musik durch das Haus hallte und die Gespräche den Raum erfüllten. Ich liebte es die Gespräche zu verfolgen und eigentlich nur zu beobachten, da es von meinem Zuhause das komplette Gegenteil war, wie ich aufgewachsen bin.

Das Beobachten ist auch eine besondere Eigenschaft, die sich bis heute in meinem Leben etabliert hat. Ich liebe es Menschen in ihrer Mimik und Gestik zu beobachten und ihre Emotionen durch ihren Ausdruck und Verhalten wahrzunehmen. Durch die Verständigung in Gebärdensprache bekommt die ‚zwischenmenschliche‘ Kommunikation einen ganz anderen Stellenwert und lässt die natürlichen Sinne des Menschen stärken. Ich habe gelernt empfänglich für diese Art der Kommunikation zu sein, intuitiv zu handeln und offen gegenüber der Lebensweiße zu sein und kann diese Sensibilität in meinem Leben anwenden.

Ich sehe Menschen und spüre wie es ihnen geht ohne mit ihnen geredet zu haben. Es braucht nicht viele Wörter um zu wissen wie es einem Menschen dir gegenüber geht und genau diese Momente zu fühlen ist so wunderschön und erfüllt mich voller Dankbarkeit und Liebe.

Ich liebe ruhige und stille Momente, in denen ich voll und ganz bei mir bin und diese Momente des Fühlens bewusst wahrnehmen darf

Nicht nur die Behinderung meiner Mama macht mir jeden Tag bewusst wie dankbar und glücklich ich über Dinge, die einem selbstverständlich erscheinen, sein darf. Auch ich habe lernen müssen was es heißt überhaupt gesund zu sein. Den eigenen Körper und Fähigkeiten so schätzen und lieben zu lernen wie er uns geschenkt wurde. Seit meiner Geburt habe ich einen Befund in meinem Blutbild, der eigentlich ausschlaggebend für einen Gendefekt ist, und zwar der Muskeldystrophie. Seitdem ich denken kann bis hin zu meinem 14. Lebensjahr war ich mit meinem Vater regelmäßig in der Klinik um mich durchchecken zu lassen warum ich so bin, wie ich bin. Warum ich ’normal‘ leben kann, warum ich trotz dieser Werte in meinem Körper gesund bin.

Die Klinikbesuche waren immer sehr anstrengend für mich, da ich nicht verstanden habe weshalb die Ärzte nach dem Grund forschten warum ich gesund bin. Es war abstrakt, ich war doch gesund.

Ich wurde immer damit konfrontiert, wie ich eigentlich zu leben hätte – in einem Rollstuhl und im schlimmsten Fall mit einer Lebenserwartung nicht über das junge Erwachsenenalter hinaus. In der Klinik sah ich viele Kinder, die mit dieser Krankheit im Rollstuhl saßen, nicht selbstständig laufen oder sportlich aktiv sein konnten und immer auf Hilfe angewiesen sind. Der schlimmste aber auch zugleich lehrreichste Moment war, als ich realisierte, dass auch ich an der Stelle der vielen Kinder mit dieser Krankheit wäre.

Ab diesem Augenblick begleitet mich in meinem Leben ein unglaublich präsentes Gefühl der Dankbarkeit. So leben zu dürfen wie ich es kann. Mir alle Wege offen sind und ich niemals aufhören darf an mich zu glauben und zu träumen. Meine Träume umzusetzen und die Möglichkeiten zu nutzen, die einem das Leben tagtäglich schenken.

Daher kommt mein Traum und meine Motivation so zu leben und alles Möglich zu machen wofür mein Herz brennt

Da die Krankheit damals noch zu unerforscht war, wurden an mir unzählige Test’s und Muskelbiopsien durchgeführt um herauszufinden warum dieser Wert bei mir nicht ausschlaggebend ist. Nach vielen Jahren sind die Ärzte zu dem Entschluss gekommen, dass bei mir ein Wunder der Natur vorliegt und ich einen ‚positiv-negativ‘ Befund habe, der womöglich in meinem Körper die Balance hält, damit ich gesund leben kann. Die Ärzte gehen davon aus, dass der Wert bei mir auch mit wachsendem Alter keine Auffälligkeiten bemerkbar machen wird. Sicher allerdings kann dies niemand bestätigen und so bin ich einfach nur dankbar, dass ich so leben darf wie ich es als gesunder Mensch erleben darf.

Trotz dem ‚positiv-negativ‘ Befund trage ich bis heute einen Notfallpass für Muskelkranke bei mir, der in Notfallsituationen einfach aufklären soll, welche Werte bei mir anders sind. Eine Sache, die auch bei mir berücksichtigt werden muss, ist nämlich die Narkose bei Operationen. Eine gewöhnliche Narkose könnte auch bei mir schwerwiegende Folgen auslösen und deshalb wird bei mir auf eine ‚Triggerfreie‘ Narkose bedacht.

Neben den familiären und persönlichen Besonderheiten hatte ich vor allem in meiner Grundschulzeit mit Situationen zu kämpfen, in denen ich mich und meine Eltern rechtfertigen musste. Ich jeden Tag von meinen Mitschülern spüren musste, wie es ist nicht dazu zu gehören und nicht normal zu sein. Es ist für mich bis heute unerklärlich wie gemein, intolerant und verletzend diese Kinder waren. Aber auch daraus habe ich meine Aufgabe gezogen Menschen bewusst zu machen, dass es kein ‚anders‘ oder eben ’normal‘ gibt.

Jeder ist für sich einzigartig und besonders und sollte als Individuum respektiert und toleriert werden

Im Herzen bestehen wir alle aus der bedingungslosen Liebe und das möchte ich den Menschen bewusst machen. Mit meiner Liebe und Dankbarkeit möchte ich den Menschen die Kraft schenken an sich zu glauben, ihnen mit einem offenen Herzen gegenüber treten, mit einem guten Beispiel voran gehen und die Welt zu etwas besseren machen.

Darüber zu schreiben und diesen Teil meines Lebens mit euch zu teilen tut wahnsinnig gut, denn das macht mich aus. Noch nicht oft habe ich den Mut gefunden mein Schicksal mit Menschen zu teilen, Einblicke in mein Leben zu gewähren die meine Einstellung zum Leben verständlich machen. Aus diesen Erfahrungen in meinem Leben habe ich die Kraft gewonnen etwas aus dem Leben zu machen, das Leben zu schätzen und so zu nehmen wie es für einen bestimmt ist. Und besonders immer und überall etwas positives zu erkennen und für sich mitzunehmen.

Foto Sina Spindler // Titelbild Bastian Bindler

 

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